Journalist mit Presseausweis und Laptop

"Alle Welt klagt über den Journalismus, aber jedermann möchte ihn für sich benutzen."
© Gustav Freytag , (deutscher Schriftsteller)

Minimalismus-Begriff, Nachhaltigkeit und Blick auf Second-Hand-Kleidung – Woche 6 im Gumeno Blog

Woche 6 - 28.November 2025

Reparieren statt Wegwerfen – Warum wir lieber Konsumzombies bleiben

Zombie kauft Kleidung ein

Wir alle kennen den Spruch: „Reparieren statt wegwerfen.“ Klingt schön. Klingt sinnvoll. Klingt nach Weltrettung. Nur dumm, dass es in der Realität ungefähr so oft passiert wie eine ruhige Schicht auf der Intensivstation.

Reparaturen wären aus Umwelt-, Ressourcen- und Geldgründen logisch. Theoretisch. Praktisch aber leben wir in einer Konsumwelt, in der man für 4,99 € ein T-Shirt bekommt, das beim Anschauen schon in Staub zerfällt. Warum reparieren, wenn neu kaufen billiger ist als zwei Cappuccino?

Billigprodukte sind so gebaut, dass sie sterben, bevor du überhaupt weißt, wo der Kassenzettel liegt. Und selbst wenn du reparieren willst, brauchst du entweder Ersatzteile, die teurer sind als das Gerät selbst, oder Fachkräfte, die so rar sind wie aufgeräumte Kellerräume.

Die EU versucht gerade, Herstellern Reparaturpflichten aufzudrücken.
Ja, schön.
Aber solange Firmen lieber Geräte bauen, die schneller kaputtgehen als dein neuer Jahresvorsatz, bleibt das alles ein Kampf gegen Windmühlen.

Reparieren könnte Jobs schaffen, Ressourcen sparen, Müll vermeiden. Könnte. Bis dahin bleibt’s ein schönes Poster fürs Nachhaltigkeitsbüro. Umweltbundesamt.de

Second Hand Kleidung weltweit

Frau sitzt vor riesigen Kleidungsberg

Second Hand klingt immer so moralisch sauber: „Wir geben Kleidung weiter. Wir retten Ressourcen. Alles wird gut.“ Und in der Theorie stimmt das sogar.
Gebrauchte Kleidung hilft Menschen in armen Ländern, weil sie günstig und verfügbar ist.
Die globale Kreislaufwirtschaft nickt zufrieden.

Doch dann kommt die Praxis – und knallt dir die Tür mit voller Wucht ins Gesicht. Reiche Länder exportieren ihre Textilberge nämlich nicht aus Nächstenliebe, sondern weil wir unseren Kram loswerden müssen.

Der Wert der ganzen Second-Hand-Exportindustrie: 24 Milliarden USD pro Jahr. Und ja, ein Teil davon ist tatsächlich tragbar.
Der Rest?
Wird zu Abfallbergen, die lokale Textilindustrien zerstören, Arbeitsmärkte ruinieren und Umweltprobleme verursachen.

Viele importierte Teile sind einfach Müll, nur hübsch verpackt als „Nachhaltigkeit“. Die Kleidung wird durch ihre Masse und schlechter Qualität quasi wertlos.

Dieses Spiel hat sogar einen Namen: Waste Colonialism. Klingt unangenehm? Ist es auch. The International Second-Hand Clothing Trade: Contributions to Sustainability and the Circular Economy

Von Kunst-Snops zu Konsum-Flüchtlingen - der Begriff Minimalismus

Besucher im Museum schaut Bild an

Der Begriff Minimalismus tauchte in den 1960ern in den USA auf.
In der Kunst.
Damals hieß das nicht „weniger Zeug im Keller“, sondern „wir bauen etwas, das aussieht, als hätte ein Dreijähriger Klötzchen gestapelt – aber teuer."

Künstler wie Robert Morris machten extreme Reduktion salonfähig. Klare Linien, kaum Dekoration, viel „Das musst du fühlen, nicht verstehen.“
Museumskunst halt. Später rutschte der Begriff in die Musik. Dann ins Design. Dort war die Botschaft: Form folgt Funktion. Keine Schnörkel. Keine Spielereien. Keine Kompromisse.

Und irgendwann – Jahrzehnte später – haben Menschen gemerkt, dass Minimalismus auch im Alltag ganz praktisch wäre.
Weniger Zeug heißt weniger Chaos.
Weniger Chaos heißt weniger mentaler Müll. Und weniger mentaler Müll heißt: Du musst dich nicht jeden Tag zwischen 500 Dingen entscheiden, die du sowieso nicht brauchst.

Heute ist Minimalismus überall: In Wohnungen, Mode, Apps, sogar im Kopf. Der Begriff ist so breit geworden, dass er vom Kunst-Snob bis zum Keller-Entrümpler alles abdeckt. Wiktionary: Minimalismus

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